Gossip Girl

Gossip Girl

Samstag, 04.04.20. Bielefeld.

Es gibt wenige Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe. So richtig publik mache es ja nicht. Aber da niemand dies liest, warum auch nicht hier etwas darüber beichten?! Es zeigt doch, dass ich auch nur ein Mensch mit Fehlern und Schwächen bin.

Ich kann ja eigentlich auch nichts dafür. Home Office und Neugier sind schuld daran. Ebenso, dass ich alle guten Serien schon zu Ende geschaut habe. Der Corona-Virus half dabei mit seinem Social Distancing. Ich bin hier also das Opfer!!!

Genug um das Thema herumgeeiert – ich habe vom 08.03. bis zum 04.04. die Serie »Gossip Girl« angeschaut.

Eigentlich schaue Serien dieser Art mir nicht an. Dazu bin ich viel zu intellektül – ein Wort, dass der Kollege Master B. eigens für unsere dreier Runde erfunden hat und uns zum Lachen bringt. Zu dieser Dreier-Runde gehört auch die von uns sehr geschätzte Kollegin Lisa. Sie schwärmt von dieser Serie, dass sie ihn bereits angesteckt hat. Da wurde ich auch neugierig.

Sonntag, 08.03.20

Ich habe begonnen, diese Serie mir anzuschauen: Ich finde die reichen Jugendlichen zu arrogant, zu unsympathisch und die böse Figur Chuck Bass vom Darsteller bis zur Lächerlichkeit karikiert, dass ich mehr über sie lachen muss als dass ich ihn fürchte. Das mit dem Lachen wird eine natürliche Reaktion während der gesamten Serie bleiben.

Dienstag, 10.03.20

Ist nett, weil diese Serena so hübsch ist und der Dan ein netter Bursche. Ansonsten Kinderkacke angelehnt an »Gefährliche Liebschaften« – werte ich damit die Serie auf? Vielleicht sollte ich sie eher mit »Desperate Housewifes« vergleichen? Das wiederum würde bedeuten, ich hätte mir diese verzweifelte Serie angeschaut und fände sie besser. Das wiederum würde ein seltsames Licht auf mich werfen. Tatsächlich habe ich die verzweifelten Hausfrauen mir nie wirklich gegönnt. Eigentlich will ich auf Folgendes hinaus: Gossip Görl ist spaßig!

Freitag, 20.03.20

Man kann den Tag ganz gut mit Serien schauen verbringen. Ich bin jetzt bei der 2ten Staffel von Gossip Girl angelangt. Mein Vergleich und Bewertung haben sich immer noch nicht verändert: Gefährliche Leidenschaften auf Kindergarten-Niveau. Also ganz amüsant und harmlos süß.

Sonntag, 22.03.20

Wieder Gossip Girl geschaut. Ist wie einer dieser Klatschblätter, die sich wichtig vorkommen: sehr laut und dramenhaft, um sich dann im völlig Harmlosen zu verlieren.

Die wirken auch ein wenig inzestuös, wie sie in ihrem kleinen Kreis die Partner immer hin- und herwechseln. Bei Dan und Serena ist das am stärksten angedeutet mit ihren Eltern, die sie dann zu Stiefgeschwistern machen. Und gerade, weil alles so niedlich harmlos ist, kann man die Serie einfach genießen, ohne sich je ernsthafte Sorgen um die armen Opfer der Reichen und Schönen zu machen – also Blair Waldorf und Chuck Bass sind schlimm, aber ohne Wirkung.

Samstag, 28.03.20

Habe heute nichts gemacht. Nur Gossip Girl geschaut. Muss ich mich dafür schämen?

Bin bei der 4ten Staffel, Folge 12 angelangt. Sehr amüsant. Als hätten Kinder ein kindisches Drehbuch geschrieben. Ebenso harmlos.

Dienstag, 31.03.20

Staffel 5 Folge 5. Eine der stärksten Szenen bisher in der Serie.

Chuck auf seiner Psychologin abends auf der Straße und stellt sie zur Rede. Das Blatt wendet sich unerwartet gegen ihn, denn was sie sagt, hat es in sich und trifft Chuck.

Sie sagt ihm, er hätte keine Kindheit gehabt, daher konnte er keine reife Persönlichkeit entwickeln.

»Sie kaufen Intimität, weil Sie Kontrollverlust nicht ertragen und niemanden an sich heranlassen.«

Blickkontakt.

»Aber durch das Fehlen menschlicher Bindungen und authentischer Emotionen fühlen Sie sich isoliert und allein. Und nicht nur heute, sondern grundsätzlich.«

Pause.

»Um irgendwann ein glückliches und normales Leben zu führen, wird das nicht reichen.«

Ende. Das saß.

Freitag, 03.04.20

Achtung Spoiler!

Mein Tag war heute sehr eintönig. Gossip Girl schauen und nicht ernst nehmen können, eher lustig, weil einige Dinge so an den Haaren herbeigezogen sind, dass ich lachen muss. Wieso nimmt z.B. Serena ihr Notebook mit ins Bordell, wo der Vater von Chuck auftaucht, so dass Gossip Girl ihr das Notebook wieder wegnehmen kann. Oder, warum versuchte der Onkel, wenn er mit dem Vater unter einer Decke steckt, Chuck sein Unternehmen wegzunehmen? Oder, warum wurde Serena plötzlich zu einem so unausstehlichen Charakter und widerlich gegenüber ihrer Nichte, als sie mal Gossip Girl wurde. Ich könnte das so fortsetzen. Wie häufig läuft jemand zufällig vorbei und hört etwas Wichtiges? Wie häufig vergessen die ihre Smartphones, was schwerwiegende Folgen für sie hat? Das erscheint alles so konstruiert. Chucks Vater lebt plötzlich. Die Nichte ist die Halbschwester. Alles sehr inzestuös.

Würde die Clique nicht ständig miteinander abhängen, hätten sie 90% ihrer Probleme gar nicht!

Gut, dann gäbe es auch keine Serie. Wäre auch schade. Denn irgendwie schafft es die Serie, dass ich sie gerne weiterschaue. Irgendwie mag ich die Clique und entwickeln sich zu Menschen mit Charakter. Die wohl dramatischte und beeindruckendste Wandlung durchlebt für mich Chuck Bass.

Samstag, 04.04.20

Ich aß Köfte, muss auch mal gesagt werden. Und schaute dabei die letzten Folgen der 6ten Staffel von Gossip Girl. Ein schlechtes Ende. Wirklich enttäuschend. Das Geheimnis, wer Gossip Girl ist, wird gelüftet. Klingt für mich wie ein billiger Hütchen Trick aus dem ein Hase gezaubert wird. Die Serienschreiber, so scheint es, schreiben von Folge zu Folge, also hätten sie keinen zusammenhängenden, größeren Plan. Sehr viel Unlogik und zu starke, daher unglaubwürdige Wendungen.

Schade, Gossip Girl und die Figuren hätten ein besseres Ende verdient. Vor allem ein besseres Drehbuch! Die Serie lebt von den Figuren und den Persönlichkeiten, die sie spielen. Daher habe ich diese Serie gerne geschaut und würde bei Erscheinen weiterer Folgen sofort wieder einschalten (es gibt dieses Jahr ein Gossip Girl – Neuauflage, aber was ist Gossip Girl ohne Serena, Blair oder Chuck?!). Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Aber es ist schön, noch überrascht werden zu können. Irgendwie mag ich Serien mit Gruppendynamik bzw. Cliquen.

Es ist wirklich so, hat man eine Clique mit Persönlichkeiten, dann schaut man denen gerne zu, da spielt das Drehbuch keine große Rolle. Das fiel mir bei der Serie »Brooklyn Nine-Nine« auf, bei dem ich in keiner Folge am Ende sagen konnte, worum es eigentlich ging, aber das ist eine andere Story…