Star Wars: The Force Awakens

Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht

»Stars Wars« gehört zu meinen Lieblingsfilmen, zumindest die alten Teile, also als ich noch jung war. Jetzt bin ich alt und die neuen Teile jung. Und wie es mit der alten Liebe ist, kann keine neue mit ihr mithalten. Trotzdem erwacht mit diesem Wissen bei jedem neuen »Star Wars« die Hoffnung in mir und driftet dann zur Dunklen Seite.

Keine Sorge, ich werde nicht spoilern, was denn auch?

Bei jeder Fortsetzung sage ich mir streng: Das schaue ich mir nicht im Kino an! Vermutlich ist das ein Versuch, mich selbst zu überzeugen, denn irgendwo in meinem inneren lauert ein kleines Kind, das an den unpassendsten Stellen im Leben trotzig »Doch!« sagt. Und als dann ein Freund mir zufällig über den Weg lief und in Superlativen über die 3D Szenen sprach, erwachte Hoffnung und Freude in mir – und eine Befürchtung: Was, wenn ich am Ende wieder enttäuscht werde? Aber da war es schon zu spät…

Ich saß mit einem Popcorneimer in der Größe eines Kindergartenkindes im Kinositz und aß mich durch die halbstündige Werbung. Und dann war es endlich soweit. Doch irgendwie kam das Gefühl nicht auf – ich kam nicht in den Film. Ich erinnere mich nur noch an meine Aufreger.

Der Film wirkte wie ein George Lucas Film. Doch daran lag es nicht. Es war vielmehr, dass er mich zu sehr an die Lucas Filme erinnerte. Das »Erwachen der Macht« schien mir wie eine Aneinanderreihung von Szenen aus den alten »Star Wars« Filmen. Als hätte jemand Teile aus den alten Filmen herausgeschnitten, überarbeitet und durch eine Story, die zu schwach für diese Teile war, zu einem Stück zusammengefügt.

Die Story und die Handlung verstand ich, aber die Dramatik und die Notwendigkeit, mit der Luke Skywalker gesucht wurde und so wichtig war, erschienen mir zu sehr konstruiert. Vielleicht lag es an den Darstellern, von denen die Bedrohung und Rettung ausgehen sollte.

Mir erschienen sie flach, zu jung, nicht überzeugend und ständig verängstigt. Angst schien mir ein Thema zu sein. Ich hätte den Film »Das Erwachen der Angst« genannt.

Auffällig der Sturmtruppler FN-2187, dessen Gewissen erwacht und den man gefühlt dauernd schwitzend und verängstigt sieht. Für jemanden, der zur Killermaschine ausgebildet wurde, hatte er für meinen Geschmack entschieden zu viel Angst.

Aber schlimmer fand ich den Nachfolger von Darth Vader: Kylo Ren. Abgesehen davon, dass seine Haare nach jedem Abnehmen seines Helms (warum tat er das so oft?) erstaunlich top gestyled aussahen, wirkte er wie ein verzogenes Kind, das ständig übel gelaunt, verängstigt war und dem nichts gelang. Seine Ohren verliehen seinem Gesicht etwas Dumboeskes. Die »Dunkle Seite« war für ihn so finster, dass er vermutlich nur mit Nachtlicht einschlafen konnte. So einer leitete eine Arme von Sturmtrupplern.

Sein Anführer war Snoke, der Dunkle Lord. Er sah aus, als wäre er der große Bruder von Golum aus »Herr der Ringe«. Vermutlich sollte er mit dem Spalt im Kopf, aus der sein Gehirn durchschien, furchteinflößender wirken.

Kommen wir zu Rey, dem neuen Jedi Ritter bzw. Ritterin (ich glaube, bis heute diskutieren einige Nerds, ob und was die weibliche Form vom Jedi-Ritter ist). In ihr und mit ihr beginnt das Erwachen der Macht. Vielleicht ist die Macht, wenn sie erwacht, wie ich am Morgen, etwas übellaunig. Anders kann ich mir das Paradoxe in bestimmten Szenen nicht erklären. Rey mühte sich ab, rackerte, lief, kämpfte, flüchtete. Es scheint, dass sie einem Zeit-Paradoxon unterlagt: Egal, wie sie sich bemühte und wie lange sie brauchte, in der nächsten Szene tauchte plötzlich jemand auf, und das, ohne dass man der Person oder in einem Fall der Kugelrobotereinheit BB-8 die Anstrengung ansah.

So jung die neuen Stars aussahen, überraschte mich, wie alt die Old-Stars Lea, Luke und Han Solo geworden waren. Vor allem Prinzessin Lea, die klein und zerbrechlich wirkte und die mich mit ihrer leicht nach vorn gebeugten Haltung an Meister Yoda erinnerte. So erreicht man vermutlich alle Zielgruppen.

Vielleicht ist das auch der Weg, um die nächste Publikumsgeneration in die Welt von »Star Wars« einzuführen und mit der Bestehenden (veralteten?) Generation zusammen zu führen. Auf alle Fälle dürfte der Film ein Spaß für Kinder und Erwachsene – vermutlich mehr Väter – sein. Weshalb der Film einer Altersfreigabe von 12 unterliegt, verstehe ich nicht.

Jetzt habe ich kaum Gutes über den Film gesagt! Das ist nun mal so, wenn man über die alte Liebe schreibt, der man kürzlich begegnet ist. Da ist die Enttäuschung bis zu einem gewissen Grad vorprogrammiert.

Der Film hat gute Ansätze. Jeder findet sich sofort in der Welt von »Star Wars« wieder. Die 3D Szenen im Weltall sind teilweise klasse. Und Rey ist wirklich süß, was ich von Luke nicht sagen konnte. Außerdem fand ich die Fortsetzung von J. J. Abrams fast besser als die von Georg Lucas, die mich im ersten Teil an ein Comupter-Baller-Spiel erinnerte.

Dem Regisseur J. J. Abrams gelang mit »Star Track« eine wirkliche gute Fortsetzung der Reihe. Wer weiß, vielleicht gelingt ihm mit den nächsten »Star Wars« Teilen eine Steigerung. Und vermutlich werde ich mir die Fortsetzungen wieder ansehen. Wieder unter innerem Protest. Aber wer hört schon auf die Vernunft, wenn sich die alte Liebe wieder meldet.

tl;dr
Der Film hat den »Star Wars« Flair und unterhält ganz nett, vor allem mit den 3D Szenen. Die Charaktere scheinen noch in den Kinderschuhen zu stecken und müssen sich zu Persönlichkeiten entwickeln. Das dürfte in den nächsten Teilen passieren. Da der Regisseur J. J. Abrams gute Filme macht – ich fand »Star Track« wirklich gut -, hat »Star Wars« noch viel Potenzial. Ich befinde mich also noch nicht auf Abwegen zur Dunklen Seite. Den Kindern mit Eltern dürfte der Film viel Spaß bereiten und eine Generation von neuen Jedi-Ritter & Ritterinnen schaffen, die für das Gute und eine bessere Welt kämpfen…


2 Antworten zu “Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht”

  1. Das Nuf schreibt eine etwas andere Kritik zum Film, die ich beachtlich finde. Im Gegensatz zu mir konzentriert sie sich auf die weibliche Hauptfigur Rey, die sich von anderen Heldinnen unterscheidet, weil sie – so interpretiere ich ihre Ausführungen -, nicht als Frau, sondern als Held agiert, in der ihre Weiblichkeit keine Rolle spielt oder nur eine untergeordnete Rolle wie bei den männlichen Helden.

    Interessant finde ich ihre detaillierten Beobachtungen, die ihre Ansicht untermauern. Als Beispiel nennt sie das reflexartige An-Die-Hand-Nehmen in Gefahrensituationen durch den männlichen Helden an ihrer Seite. Rey reagiert irritiert und abweisend, denn sie hat es nicht nötig, beschützt zu werden. Hier geht es zu ihrem Post:

    http://dasnuf.de/packt-eure-toechter-und-ab-in-the-force-awakens/

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