Magic Mike und die nackte Oberfläche

Magic Mike Poster - ©2012 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved
Magic Mike Poster – ©2012 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved

Die Frage „Was schenke ich der Mutter meiner Patenkinder“ hatte ich zum Teil mit einem Kinobesuch beantwortet. Also stand ich vor der nächsten Frage – in welchen Film lade ich sie ein!

Es sollte etwas Humorvolles, Unterhaltsames und im besten Fall auch nicht zu oberflächliches Vergnügen sein. Als ich dann bei meiner Recherche auf den Film „Magic Mike“ stieß, musste ich bei dem Gedanken, ihr diesen Film vorzuschlagen, lachen. Ich wusste, sie würde sich darüber auch amüsieren, war mir aber nicht sicher, ob sie wirklich zusagen würde. Doch dann las ich etwas von „Drama-Komödie“. Das klang nach Tiefgang.

Tatsächlich hatte ich etwas von Gesellschaftskritik oder Ähnlichem gelesen. Dennoch, Magic Mike, das klang für mich wie der Kosename für einen Dildo. Was solls, dachte ich mir, Hauptsache sie kann sich dabei amüsieren, und wir lachen uns bei den Tanzszenen kaputt. Auch dürfte das Kino vermutlich voll mit Frauen sein, die bei den entsprechenden Szenen wild und hemmungslos Kreischen würden. Insgesamt also eine gute, entspannte Atmosphäre.

Als wir dann gestern Abend den Kinosaal betraten, trafen wir auf eine kleine Gruppe von Frauen. Männer waren kaum anwesend. Ich musste schon suchen. Wie immer in solchen Fällen wurden alle Zuschauer dicht aneinander gedrängt, als sei kein Platz mehr frei.

Gleich in der ersten Szene ging es zur Sache und plötzlich passierte etwas, was sich im Film mehrfach wiederholen sollte – eine Art filmischer Coitus interruptus. Der unerwartete Abbruch einer Szene! Hierin lagen das Drama und zugleich das komische des Films begründet. Es erlaubte dem Zuschauer keinen tieferen Zugang und ließ ihn an der Oberfläche haften, wie die Schutzfolie auf dem Armaturenbrett von Mikes Pick-up – sollte das jetzt eine Anspielung auf Pick-Up also Aufreißen sein? Oder stand die Folie für Safer-Sex? Vielleicht symbolisierte sie das Oberflächliche, das durch seine Durchsichtigkeit einen tieferen Blick suggeriert und keine direkt-sinnliche Berührung erlaubt, so als würden sich die Stripper ausziehen, aber niemals sich seelisch entblößen?

Trotzdem trinken beide in dem Pick-Up eine Dose klebrigen Zuckerwassers, das bei einem unvorhergesehenen Bremsmanöver das Innenleben des Wagens versauen könnte und die Schutzfolie ad absurdum führen würde. Doch es passiert vorhersehbar nichts. Keine Dramatik! Nur Oberfläche. Der Film dümpelt in den vermeintlichen Untiefen einer trüben Wasserpfütze, die ein Betrunkener hinterlassen haben könnte. Die Charaktere schaffen es nicht, aus dem Schatten der durchtrainierten Körper hervorzutreten. Kein Raum für Gefühl oder Mitgefühl. Trotz diverser Stripteaseszenen wird hier nichts enthüllt, denn es gibt nicht zu verhüllen. Nur Tanz statt Subs-Tanz. Ein Tanz, der das männliche Geschlecht als Waffe inszeniert und damit alles niederballert. Der männliche Körper als Objekt der Begierde und Quell von Gewalt.

Anfänglich wurden alle durchchoreographierten Tanzszenen begeistert von den Damen im Kino aufgenommen und von Zurufen begleitet. Sie feuerten die Jungs auf der Leinwand direkt an. Doch bevor sie in Stimmung kamen, war die Szene schon vorbei. Zu früh! War das eine weitere Metapher auf das richtige Leben;-) Die anfängliche Euphorie ebbte zum Ende hin zunehmend ab. Aber lustig war der Film im Nachhinein schon, versicherte mir meine Begleitung heute!


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert