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Ich drück dich

Wenn ich ungeduldig werde, was häufig vorkommt, drücke ich ab und zu irgendwo irgendeinen Knopf. Dann kann ich in Ruhe warten – egal worauf. Das habe ich bei Regen an Verkehrsampeln gelernt. Wissenschaftler – höchstwahrscheinlich amerikanische – haben herausgefunden, dass es Menschen beruhigt und sie geduldiger warten lässt. Das Nichtstun und blöde Herumstehen scheinen nervös zu machen. Vor allem gibt es dem Herumstehenden die Illusion von Kontrolle über die Situation wieder, denn das Drücken ist es ja, das die Ampel auf Grün springen lässt. Es hilft also, die Zeit zu überbrücken. Schneller läuft sie dadurch nicht. Aber wir achten nicht mehr auf sie und unsere Aufmerksamkeit arbeitet sich an etwas anderem ab.

Toller Trick! Der funktioniert auch, wenn der Drücker weiß, dass sich dadurch überhaupt nichts ändert, also das Drücken absolut sinnlos ist. Ist etwas Mentales oder Magisches oder es ist eine Metapher auf was auch immer. Man hat halt das Gefühl, etwas getan zu haben, der Rest liegt nun an der Ampel oder an wem auch immer.

Übrigens funktioniert dieser wunderbare Trick mit dem Drücken auch bei Menschen. Also, wenn es dir mal schlecht geht, lass dich drücken! Es setzt einen Mechanismus im Inneren in Gang, der erstaunlich (oder auch nicht) heilsam ist. Wenn ich also an einer Ampel die Bitte »Drücken« lese, komme ich dieser Aufforderung gerne nach, denn auch Gegenstände erfüllen ihren Zweck. Sie wollen uns nur helfen, also lasse ich mir helfen.

Nur bei Menschen habe ich so Schwierigkeiten, denn, so gerne ich sie auch drücken möchte, bei den meisten finde ich den Knopf nicht.

Wenn dieser Text für dich keinen Sinn ergibt, dann musst du es nochmals lesen, und zwar mit deinem Herzen?


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