Das Leben frisst große Stücke

»Und wenn der Mann neben ihr kein Mann war, den sie sich früher ausgesucht hätte, was machte das schon?
Er hätte sie sich ja bestimmt auch nicht ausgesucht. Aber hier waren sie nun, und Olive musste an zwei zusammengeklappte Scheiben Schweizerkäse denken, solche Löcher brachten sie beide zu dieser Vereinigung mit – solche Stücke fraß das Leben aus einem heraus.«

Aus Elizabeth Strout: »Mit Blick aufs Meer« (Amazon Werbelink)

Buch: Donna Tartt – Die geheime Geschichte

Nie ticke ich so, wie ich sollte. Aber nur zu bestimmten Zeiten.

Ein Frühling in Wolfsburg, 2015. Das grelle Licht auf meinem Display lässt die Ziffer 5 in der Dunkelheit aufleuchten. Es ist still, kühl und viel zu früh. Ich muss erst in zwei Stunden aufstehen, duschen, frühstücken und kann dann zur Arbeit. Dennoch bin ich wach wie an den meisten Tagen der Woche.

Ich versuche erst gar nicht, wieder einzuschlafen. Meistens nicke ich dann kurz vor dem Aufwecken ein, und dann bin ich wie ausgekotzt. Wandle wie ein Untoter ohne Orientierungssinn, und nur die Wiederbelebungsversuche mit literweise Kaffee halten mich auf den Beinen (mit der Nebenwirkung, dass ich dann wie ein Eichhörnchen auf Speed bin, aber irgendwas ist immer).

Ich könnte mich darüber ärgern oder mich darüber beschweren – ich mag die Bedeutung dieses Wortes, »es sich schwer machen«, denn darin drückt die Last, die man sich unnötig aufbürdet. Und was soll’s? All das Jammern nützt eh nichts. Ja, glaub mir, ich habe es versucht, ehrlich, aber gegen die innere Uhr kommt man nicht an, egal, was dir die Realität da draußen vorschreibt oder wie auch immer sie dich versucht, auf irgendeine Weise wieder in den Takt zu biegen.

Es gibt nur eins, was ich wirksam dagegen tun kann. Ich greife zu dem Buch an meinem Kopfende. Knapp 600 Seiten dick. Diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Lesen.
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Buch: John le Carré – Der Spion, der aus der Kälte kam

Wie bewahrt man sich das Menschliche in einer grausamen Welt?

John le Carré - Der Spion, der aus der Kälte kam
John le Carré – Der Spion, der aus der Kälte kam (Amazon Werbelink)

An zwei aufeinander folgenden Tagen, an denen die Sonne nach den Regentagen heiß schien, las ich das Buch »Der Spion, der aus der Kälte kam*« (Amazon Werbelink) von John le Carré aus dem Jahr 1963 mit seinen 276 Seiten überraschend schnell und leicht durch.

Es hatte etwas Unwirkliches und Paradoxes an sich, ein düsteres Buch, das von der menschlichen Kälte handelt und seltsam aktuell zu sein scheint, an diesen beiden Tagen zu lesen.

Das Buch zog mich in seine grausame und konfliktbeladene Welt hinein und weckte meine Neugier am Leben des Spions Alec Leamas.
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„Shades of Grey 3“ oder Schatten des Grauen

Vielleicht bin ich verdorben. Auf jeden Fall war ich neugierig. Ein Weltbestseller, der Millionen von Frauen ansprach. Mir stand also etwas sehr aufregendes bevor. Es war dann auch sehr aufregend und vor allem eine schnelle Nummer mit vielen Unterbrechungen – mit so vielen Unterbrechungen, dass ich es nur mit Mühe bis zum Track 4 schaffte. Das Hörbuch „Shades of Grey – Befreite Lust“ mit seinen 1.000 min. für 12,- € verführte mich. Die Worte Stephen Kings halfen etwas nach: die Beschreibung der Sexszenen seien gut gemacht. Bis dorthin schaffte ich es jedoch nicht. Dabei begannen die ersten wenigen Sekunden überraschend und vielversprechend.

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