»Gut, dass du da bist!« Er lacht dabei. Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, wird sich in wenigen Minuten herausstellen. Seine Kollegen blicken kurz auf und schenken dem Raum ein Lächeln. Das könnte lustig werden.
Währenddessen versucht das Sonnenlicht durch die halb zugezogenen Jalousien in das Büro zu gelangen mit wenig Aussicht auf Erfolg. Ich sehe Andeutungen eines blauen Himmels. Für meinen Geschmack ist das Büro zu kühl. Immerhin frisch gelüftet.
»Eigentlich«, sage ich, »bin ich hier, um DIR eine Frage zu stellen.«
Manchmal nervt mich das schon, wenn ich jemanden eine Frage stellen möchte und dem Befragten, der er in diesem Moment noch nicht ist, einfällt, dass er mir ja auch eine Frage stellen könnte. Der Haufen, an dem ich arbeite, wächst mit jedem Schritt statt zu schrumpfen. Arbeit dehnt sich nicht nur in der ihr zur Verfügung stehenden Zeit aus, sondern sie nimmt (mit jeder Interaktion) zu. Gut, der Kunde ist König und hat Vorrang. So ist das nun einmal in der Beraterwelt.
»Ok, stell deine Frage.« Vielleicht habe ich Glück und kann es schnell abhaken. Immerhin wirkt er entspannt und amüsiert. Vielleicht lachen am Ende wir beide.
»Ich muss dir etwas zeigen.« Er lacht wieder. »Es gab ein Hin und Her und Eskalationen wegen dieses Fehlers.«
Oh wie schön! Genau das, was mir noch fehlt. Er schüttelt seinen Kopf und ich ahne, da steckt mehr dahinter. Das Wort »Eskalation« ist eigentlich nichts Schlimmes. Ein probates Mittel, wenn man nicht vorankommt. Doch die Art, wie er dieses reizende Wort betont, scheint zu sagen, dass da eine gewisse Bedrohung, ein Angriff lauert, das bzw. die er nicht ernst nehmen kann und damit ins Leere läuft. Irgendwann reagiert niemand mehr auf irgendeine Eskalation. Das ist wie mit Peter und dem Wolf.
Er klickt auf einen kleinen, unscheinbaren Knopf im Browser der SAP CRM Oberfläche für das Contact Center, der auf seinem großen Monitor noch unbedeutender erscheint. Ein neues, großes Browserfenster öffnet sich.
»Siehst du das?«
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