Bielefeld heute. Der Himmel trüb-matt und undurchdringlich. Ein einsamer Hund bellt wütend in der Ferne – hoffentlich nach oben gerichtet.
Ich bin sauer oder wäre es, wenn ich nicht zu müde dafür wäre. Seit einigen Tagen schwebe ich in einem seltsamen Dämmerzustand. Tagsüber bin ich nicht richtig wach, drohe jeden Moment in den Schlaf hinabzugleiten. Nachts schlafe ich zu flüchtig und drohe immer wieder aufzuwachen (vielleicht wache ich auch auf und erinnere mich nicht mehr daran). Irgendwie fehlen mir die Ausschläge nach oben und nach unten; etwas, das Reibung erzeugt und Gefühle weckt, die nach Ausdruck verlangen und die ich dann in Worte kleiden kann.
Zum Ausgleich lese ich sehr viel mehr Bücher und Artikel, in der Hoffnung, Motivation und Themen für meinen Blog zu finden mit beeindruckend wenig Erfolg. Dann denke ich an früher. Damals fiel es mir zu meiner Anfangszeit mit meinem Blog so leicht, Texte zu schreiben, die unerwartet gut ankamen – warum Menschen meine Texte lesen, wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Vielleicht war ich damals begeisterungsfähiger oder auch nur unbefangener und ungehemmter. Ich schrieb einfach drauflos als hätte ich endlose Ideen. Die Worte purzelten so schnell von meinen Fingern auf das Blatt, dass ich mit meinen Gedanken kaum mitkam. Ich schrieb über alles und nichts. Kümmerte mich nicht darum, ob es gut oder schlecht war.
Und heute? Heute quäle mich Wort für Wort, auf der Suche nach einer einzigartigen Formulierung, die meinen Text für einen kurzweiligen Moment unsterblich macht. Und dann sehe ich meine niedergeschrieben Worte. Schwarze Buchstaben auf weißem Hintergrund, die sich aneinanderreihen, als seien sie zusammenhängend und als könnten sie einen Text formen oder etwas darstellen. Wie kam ich überhaupt auf die leichtsinnige Idee, etwas Gutes schreiben zu können? Tja, ich war jung und brauchte die Aufmerksamkeit.
Erstaunlich, ich schneide sogar im Vergleich mit mir selbst schlechter ab. Vielleicht sollte ich lang genug warten, bis auch dieser Text mir besser gefällt als meine zukünftigen.
Das alles klingt so dramatisch und ist dabei so banal. Und zu allem Übel bricht jetzt auch noch die Sonne durch die Wolkendecke, in der ich mich gemütlich eingenistet hatte. Das passt mir gar nicht! Bei solchen Gelegenheiten, in denen meine Gedanken mich unnötig zu beunruhigen drohen, gehe ich zum Sport, esse Schokolade oder blättere in einem guten Buch.
Heute fand ich etwas Tröstliches in »Wort für Wort – oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben*« (Amazon Werbelink) von Elizabeth George:
»Das sind nur Worte, und von Worten werde ich mich nicht besiegen lassen.«
Manchmal hätte ich gerne meine Probleme…
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7 Antworten zu “Meine zweifelhafte Suche nach Worten”
? meinst ?????
tag:facebook.com,2013:1471908512929509_liked_by_10155347312604433
Eve LaPaz
https://www.facebook.com/233930676727305/posts/1471908512929509#liked-by-10155347312604433
Ich lernen kann viel bei dir 😛
Wieso quäle ich mich nie um Worte? ….Sie sind nur kleine Instrumente?
Ich kann das mir allzu gut nachvollziehen. Sobald ich ernsthaft versuche zu schreiben oder unbedingt einen Text hinbekommen will, wird er meistens nur Mittelmaß und klingt für mich im Nachhinein viel zu gezwungen und konstruiert. Manchmal ist das eben leider einfach so… :/
Umso mehr haben mich deine Worte zu meinem “Alltagsblabla” gefreut. Vielen Dank dafür!
Habe ich gerne gemacht und danke für deinen Kommentar auf meiner Seite 🙂
Für alle, die sich für den Text von Christine interessieren, hier:
http://www.blog.christinepolz.com/2017/05/mehr-oder-weniger-sinnfreies-alltagsblabla-9/
Meine zweifelhafte Suche nach Worten https://t.co/LYA8Uxfeg6 https://t.co/mSpRqijO7u