Giant Pikachu

Pokémon Go oder Auf der Jagd nach fiktiven Monstern

Kennt Ihr »Homo Faber« (Amazon Werbelink) von Max Frisch? Darin »erlebt« der Ingenieur Walter Faber die Welt indirekt durch seine Kamera, eine Art Mittel zur Objektivierung und Distanzierung von seinen Gefühlen und der Welt. Daran dachte ich, als ich neulich über Pokémon Go las oder sah. Ein Spiel, das die reale Welt zum Hintergrund degradiert und als Bühne für eine Fiktive dient. Pokémon Go zu übersehen bzw. überlesen ist auch gar nicht möglich. Wohin ich auch schaue, überall sehe und lese ich etwas über die Erfolgs-App Pokémon Go. Anscheinend ist das der Megatrend in diesem Sommer, der wie ein Fieber um sich greift und viele Menschen ansteckt – zum Glück bin ich geimpft.

Dass die Menschen endlich mal hinausgehen, um zu spielen, finde ich gut. Den Hype aber um Pokémon Monsterfiguren, die auf dem Display eines Smartphones an realen Orten auftauchen, um sie zu fangen, verstehe ich nicht. Mal schauen, wie schnell der »Hype« um Pokémon Go wieder abebbt.

Aktuell scheinen mir die Superlative für das Spiel etwas zu schnell in den Lobeshimmel zu steigen, wie ein aufgeblasener Ballon, verbunden mit der Gefahr, in der »Sonne« zu platzen. Alleine der Aktienkurs von Nintendo machte ein Plus von 67% in wenigen Tagen. Hartmut Gieselmann nennt es auf heise online ein Sommermärchen, das sich durch ein gegenseitiges Aufstacheln von Medien und Spielern zu einer Aufmerksamkeitsrückkoppelung selbst speist. Es wäre schon seltsam lustig, wenn am Ende das selbst geschaffene Monster sich selbst frisst und dem Spuk ein ungewolltes Ende bereitet.

Interessant dürfte auch sein, was Nintendo sich als nächstes einfallen lässt und vor allem, was die Konkurrenz in der Zwischenzeit macht – das Spiel dürfte schnell Nachahmer finden (wäre doch das ideale Spiel für den neuen Kinofilm »Ghostbusters«).

Irgendwann wird das Spiel jemand versuchen, zu toppen. Vielleicht findet dann eine Art Schnitzeljagt statt, bei dem körperlich ein Hindernis überwunden oder ein Rätsel gelöst werden muss (idealerweise in einem Geschäft oder Kaffee dem Umsatz zuliebe). Oder die Spieler bilden Teams und treiben die Monster wie bei einer Fuchsjagt in die Enge, und trainieren dafür in autorisierten Camps oder in einem Erlebnispark (viele Grüße ans Paintball und die Schnitzeljagt). Und vielleicht jagen und sammeln die Spieler irgendwann Menschen (wie wäre es mit echten Kriminellen?) mit verschiedenen Wertigkeiten und Skills, die zu unterschiedlich hohen Punkten führen. Und vielleicht gibt es dann Survival-Packs für Hardcore-Spieler oder eine Drohne, um sich einen besseren Überblick über das Schlacht… – pardon – Spielfeld zu verschaffen. Desto mehr ich darüber nachdenke (dabei wollte ich nicht mal spielen), desto mehr Möglichkeiten scheint es zu geben…

Bis es soweit ist, dürften zig Foren und Blogs mit Bildern, Videos, Orten, Tipps und Tricks vollgemüllt werden. (Mein Blog ist natürlich davon ausgenommen;-)

Aus Marketing Sicht hat das Spiel erhebliches Potenzial. Dazu schreibt onlinemarketing.de: Unternehmen können sogenannte Lockmodule kaufen, um die Spieler verstärkt um ihr Geschäft zu locken. Ich sehe schon bald das nächste Erfolgsprojekt! Einen Horrorfilm, bei dem ein kranker Serienkiller sich in das Spiel einhackt und Menschen durch gefälschte Pokéstops in abgelegene Orte lockt. Das Drehbuch schreibt sich quasi von selbst. Jetzt fehlt nur noch der Titel. Hinterlegt bitte Eure Titelvorschläge in den Kommentaren…

photo credit: Giant Pikachu via photopin (license)


Eine Antwort zu “Pokémon Go oder Auf der Jagd nach fiktiven Monstern”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert