Buch: John Strelecky – Das Café am Rande der Welt

Was ist es, das ein gutes Leben ausmacht?

Café am Rande der Welt von John Strelecky
Café am Rande der Welt von John Strelecky (Amazon Werbelink)

Jeden Morgen wachen wir auf und gehen zur Arbeit. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat um Monat.

Wir arbeiten acht oder mehr Stunden, um irgendwann befördert zu werden, um mehr zu verdienen, um dann noch mehr zu arbeiten, weil das erkaufte Glück schnell aufgebraucht ist und die Dosis erhöht werden muss. Dann arbeiten wir noch mehr, denn nach oben hin gibt es keine Grenze.

Und so rennen wir immer schneller, um voranzukommen und sind wie ein Hamster im Hamsterrad gefangen – oder ist es lediglich ein verzweifelter Versuch, zu entkommen? Denn manchmal fragen wir uns: Soll es das gewesen sein? Ist das alles, was das Leben zu bieten hat? Bekommen wir immer nur ein Stückchen Mehr von etwas, das auf Dauer nicht ausreicht.

Das ist doch Wahnsinn! Oder besteht der Wahnsinn nicht darin, alles so zu belassen und trotzdem auf Besseres zu hoffen?

Aber, etwas anderes haben wir nicht gelernt – und so schlecht geht es uns nun auch nicht. Niemand zeigt uns, wie wir ein besseres Leben führen können; nirgends lehrt man uns einen alternativen Lebensentwurf, sondern nur besser, schneller, effizienter und produktiver zu sein – als die anderen. Denn wir haben kein Miteinander, sondern nur Konkurrenten, die uns den Weg nach oben streitig machen.

Hoffen oder warten wir daher nicht mehr oder weniger auf den einen, besonderen Moment, der unser Leben verändert und sich alles zum Besseren wendet?

Jener erhoffte Moment beginnt bei dem gestressten Manager John, der sich die Frage nach dem Sinn und Unsinn seines Lebens stellt, in dem Augenblick, als er in einem Stau auf der Autobahn steht – eine Metapher für den eigenen Stillstand und das Nicht-Vorankommen. Er beschließt, nicht mehr wie die anderen auf die Auflösung zu warten, sondern schert heraus indem er eine 180 Grad Wendung macht – quasi gegen den Strom schwimmt. Aber sein vermeintlicher Befreiungsschlag führt nur zum stundenlangen Herumirren auf unbekannten Straßen, um kurz vor der Verzweiflung an einem ungewöhnlichen Ort wie in dem Café am Rande der Welt zu landen. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte des Buches »Das Café am Rande der Welt« (Amazon Werbelink) von John Strelecky.

Am Anfangen stehen drei Fragen

Als ich das Buch sah, fiel mir gleich der Titel des Buches auf. Er gefällt mir. Es klingt wie ein mystischer Ort abseits der Gesellschaft und vielleicht auch kurz vor dem Abgrund am Rande des Wahnsinns – im positiven Sinne. Vielleicht der beste Ort, um einen Blick auf sich und sein Leben zu werfen, denn der Untertitel des Buchs lautet »Eine Erzählung über den Sinn des Lebens«. Eigentlich geht es um die Suche nach dem Sinn des Lebens, denn die Antwort darauf ist immer etwas Individuelles und sehr Persönliches.

Daher beginnt die eigentliche Reise von John mit drei Fragen, die sich auf der Speisekarte des Cafés befinden:

WARUM BIST DU HIER?
HAST DU ANGST VOR DEM TOD?
FÜHRST DU EIN ERFÜLLTES LEBEN?

Es ist kein normales Café, sondern das Café der Fragen mit keiner leichten Kost. Vor allem nicht, wenn sich die Fragen bei genauer Betrachtung vom »Du« ins »Ich« ändern. So, wie sich die Fragen ändern, beginnt auch sich der Mensch zu verändern, der sich mit den Fragen beschäftigt. Das ist nicht einfach. Aber im Café sind hilfsbereite Menschen, die sich diesen Fragen gestellt und für sich beantwortet haben.

Drei Menschen und drei Geschichten

Da wäre die Bedienung Casey, die ihm von ihrer Begegnung mit einer grünen Meeresschildkröte an der Küste von Hawaii erzählt und von ihrem vergeblichen Versuch, beim Schnorcheln die langsame Schildkröte einzuholen, aber es zu ihrer Verwunderung nicht schaffte. Also beobachtete sie die grüne Meeresschildkröte und entdeckte deren Geheimnis: Die Schildkröte kämpfte nicht gegen die Wellen an, sondern nutze die Strömungen des Meeres für sich aus, während Casey sich abstrampelte und bald kraftlos ausgab.

Die Geschichte klingt schön und hintergründig. Etwas Ähnliches hat auch der Koch Mike. Auch er gesellt sich kurz zu John an den Tisch und erzählt ihm von dem glücklichen Fischer, der eines Tages auf einen Geschäftsmann trifft. Der Geschäftsmann schlägt ihm vor, seinen Fischfang auszuweiten, um mehr Geld zu verdienen mit dem Ziel, irgendwann sich zur Ruhe zu setzen und ein glückliches Leben zu führen. Der Fischer entgegnete ihm, dass er dies alles bereits habe.

Zuletzt trifft auf John auf einen anderen Gast im Café: Anne. Anne war als Führungskraft in der Werbebranche tätig. Sie erklärt, dass die Werbung uns verführt, Dinge zu kaufen, von denen wir uns Glück erhoffen, weil uns die Werbung das sagt, statt direkt das zu tun, was uns glücklich macht.

Und was sind die Antworten?

Drei Fragen und drei Menschen. Ich hatte gedacht, dass es irgendeinen Zusammenhang dazwischen gibt, habe aber keinen gefunden. Und hier beginnt auch mein Problem mit dem Buch, denn obwohl Buch schön geschrieben und leicht zu lesen ist, finde ich keinen Zugang zu den Menschen und dem, was sie bewegt, geschweige denn die gedanklichen Veränderungen des Managers John nachzuvollziehen.

Mir war auch nie so ganz klar, ob es im Buch um den Sinn des eigenen Lebens geht oder nur ums Glücklichsein und Geld. Und genau hierin sehe ich das größte Problem in diesem Buch und ähnlichen Büchern. Wer jeden Tag sich Sorgen darum machen muss, wie er oder sie etwas für sich oder gar seine Familie ernähren kann, dem oder der stellt sich nicht die Frage, weniger zu verdienen.

Daher bleibt das Buch für mich inhaltlich aufgebläht und in die Länge gestreckt. Bei manchen Geschichten dachte ich »wie interessant«, fand es dann aber zu einfach und platt. Bei der Geschichte mit der grünen Meeresschildkröte verstehe ich dich Botschaft, was aber hat sie mit dem Sinn des Lebens oder der Suche zu tun – kämpfe nicht gegen etwas an, was du nicht besiegen kannst oder lass dich nicht ablenken? Oder was ist mit dem Fischer, der einfach in den Tag hinein lebt. Was, wenn er mehrere Tage keine Fische fängt, weil sich die Meeresströmung geändert hat oder er plötzlich krank wurde. Oder der Rat, den Konsum einzuschränken und sich nicht von der Werbung auf falsche Versprechen einzulassen.

Das Motto des Buchs

Das alles ist doch für keinen von uns etwas Neues. Und können sich viele Menschen wirklich mehr einschränken oder schränken sie sich nicht ohnehin schon ein? Besteht für diese Menschen nicht ihr kleines Glück in dem »Sich-Etwas-Gönnen« oder »Sich-Etwas-Leisten«? Ich musste sofort an alleinerziehende Mütter denken, die ihr Leben aus pragmatischen Gründen zwangsoptimiert haben und mit einem Fuß am Rande des Abgrunds balancieren, weil in einem reichen Land wie Deutschland noch immer ein Kind ein Armutsrisiko für Eltern und im Besonderen für Alleinerziehende darstellt.

Bezeichnenderweise sitzt der gutverdienende Manager John – vermutlich ohne Familie – in einem Café, wo er in Ruhe nachdenken kann, während er sich beim Bestellen des Essens keine Gedanken wegen der Kosten machen muss. Für einige von uns dürfte das bereits Luxus und Glück sein.

So ist das Motto des Buchs, statt über Umwege zum Glück zu gehen den direkten Weg dorthin zu nehmen, schön verpackt, aber nichts Neues.

Das Leben hat immer mehr Fragen als wir Antworten, also ran an das nächste Buch…

Quellen & Links

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