2016 um 4Uhr morgens im Hotel. Ludwigsburg.

Ich bin so schlecht im Bett

Manchmal denke ich, das Leben erlaubt sich einen Scherz mit mir und denkt sich: Ach wieso nicht?!

Ich bin Frühaufsteher und spätestens gegen 6 Uhr wach. Und das an fast jedem verdammten Tag, ohne die Aussicht auf einen freien Tag.

Das Klingeln meines Weckers in den letzten Jahren kann ich an einer Hand abzählen, denn ich bin immer vor meinem Wecker wach. Es gibt schönere Momente, als morgens vom Wecker geweckt zu werden. Doch es gibt Augenblicke, da würde ich mich über das verdammte Kligeln am Morgen freuen.

Als ob das nicht reichen würde, bin ich schlafsensibel. Mein Schlaf ist so empfindlich, dass manchmal die zartesten Lichtstrahlen, so matt sie auch sein mögen, den Weg in mein Gesicht finden und mich aufwecken. (Erstaunlicherweise stört mich der Fernseher oder der Straßenlärm nicht.)

Manchmal versuche ich es mit Weiterschlafen. Wenn ich die Augen schließe und es mir tatsächlich gelingt, einzuschlafen, dann wache ich wie ein Besoffener auf. Ich fühle mich wie jemand, in dessen Gesicht Kobolde heimlich einen Boxkampf veranstaltet haben.

Das alles hilft mir nicht.

Deshalb bleibe ich meistens eine Weile liegen. Starre an die Decke. Lausche durch mein gekipptes Fenster der Welt draußen. Hoffe auf das Zwitschern von Vögeln und höre nur dem monotonen Rotieren eines Straßenkehrers zu, wie es gegen den Schmutz auf dem Beton ankämpft, um die Reste der Nacht von den Straßen zu fegen und für den Tag aufzuhübschen.

Irgendwann wird mir das zu langweilig und ich stoße die Bettdecke beiseite und während ein kühler Windhauch meine Beine umweht, steige ich in den kalten Morgen hinab.

Ein kurzes Frösteln, und ich möchte zurück ins Bett und mich unter der Decke wie ein Embryo zusammenkauern. Stattdessen schlürfe ich ins Bad, knipse das Licht an und pinkle.

Beim Händewaschen sehe ich mein Gesicht im Spiegel. Mein Gott, früher war alles schwerer, da musste ich exzessiv feiern, um so aussehen zu können. Ich wasche mein Gesicht. Das bringt nichts, es sieht genauso wie vorher aus. Mist.

Frühstück. Warmer Kaffee. Milch. Zucker. Umrühren.

Ein kleiner Strudel zieht mich in seinen Abgrund. Ich am Rand der Tasse mit dem Finger wie am Abzug. Währenddessen wärmt sich zwischen zwei Platten mit Heizdrähten eine Scheibe Brot knusprig im Toaster auf. Es erinnert mich an mein warmes Bett, ich beneide das Brot.

Zähneputzen. Mit Elektrozahnbürste. Mit Schall und mehr als 30.000 Bewegungen. Mein Gesicht aber verzieht keine Miene und schaut, als hätte die Nacht einen Teil davon mitgenommen und verloren – ich sehe also immer noch so frisch wie nach dem Aufstehen aus. Vielleicht hätte ich doch eine rotierende statt schwingende Zahnbürste nehmen sollen.

Während ich der Zahnbürste beim Saubermachen zuschaue, wachen die Gedanken in meinem Kopf allmählich auf und machen sich sofort an die Arbeit. Ein alter, vertrauter Bekannter meldet sich zu Wort. Nennt sich guter Vorsatz, die Sau.

In solchen Momenten sagt es dann immer wieder das gleiche: Heute werde ich früher ins Bett gehen (ich bin zu allem Übel auch noch Späteinschlafer). Doch der Vorsatz ohne besondere Ambitionen und mit sehr geringer Kondition verliert schnell seine Puste im hektischen Treiben des Alltags – dieser Loser.

Und dann passiert es doch am Abend. Das Bett mit seinen aufgeworfenen Laken wirft mir einen lustvollen Blick zu. Und endlich gehe ich zwei Stunden früher ins Bett und wache um 4 Uhr morgens auf, also zwei Stunden früher als zuvor…


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