Putzen für die Putzfrau

Bella erzählte mir kürzlich, dass sie eine Putzfrau engagiert hatte. An sich war das auch keine große Überraschung, denn sie hatte begonnen, halbtags zu arbeiten. Großes Haus, zwei Kinder – eigentlich sind es immer drei, denn Ehemänner werden auch dazugezählt -, waren nicht mehr in der restlichen Zeit zu schaffen.

Daher fand ich das gut und wollte Details wissen: wie teuer war das, was machte die Putzfrau, arbeitete sie sorgfältig, wie oft und wie lange kam sie, war es wirklich eine Hilfe für sie.

Ja, sagte sie, nur das Aufräumen, Putzen und Reinigen bevor die Putzfrau käme, wären ihr manchmal zu viel.

»Bitte, was?«

Ich schaute sie verwirrt an. Hatte ich das eben richtig verstanden, sie putzte vor oder für die Putzfrau? Vielleicht, dachte ich mir, arbeitete sie das ab, womit die Putzfrau sich nicht aufhalten sollte. Das machte Sinn, denn sie würde nur für die geplante Zeit arbeiten, dann wieder gehen oder die Stunden extra berechnen. Aber doch drängte sich mir ein anderer Gedanke auf: Die Putzfrau sollte ihr doch helfen und nicht umgekehrt?!

Ja, ja, sagte sie, riss mich aus meinen Gedanken heraus und ein belustigendes und verlegenes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich möchte nicht, dass die Frau schlecht über mich denkt.«

»Was kümmert dich, was ein fremder Mensch von dir denkt? Außerdem hast du sie eigens dafür engagiert.«

Sie zog ihre Schultern zu einem »Ja, ich weiß« hoch, und ihr Lächeln steigerte sich zu einem kurzen Lachen.

»Du machst dir doch damit nur zusätzlichen Stress.« Zustimmung, begleitet von einem Lachen, das in ein Lächeln abebbte. Ich half ihr nicht. Ich bohrte unfreiwillig im Unangenehmen und verwandelte ihre freudige Nachricht in etwas Schlechtes.

Währenddessen glitt meine Verwirrung in Richtung Fassungslosigkeit hinüber. In meinem Kopf suchte ich angestrengt nach etwas Verständnis, doch ich fand nichts. Ich käme nie auf solch eine Idee. Jemanden bezahlen, um dann vorher den Job teilweise selbst zu erledigen, das klang so absurd.

»Man!«, sagte ich. »Ich meine«, ich suchte nach den Worten, um zu dem störenden Gefühl unter meinen Gedanken vorzudringen. Fand aber nichts, schüttelte den Kopf, verwarf die Worte und formulierte um.

»Also«, begann ich erneut, »wenn ich jemanden fürs Putzen bezahlen würde, dann würde ich doch nicht vorher putzen.« Ein simpler, aber guter Anfang. Ich tastete mich langsam vor.

Ich schob meinen Kopf mit weit geöffneten Augen in ihre Richtung und wartete auf ihre Antwort. Bella zog diesmal nur ihre linke Schulter hoch, sagte aber nichts.

»Ich meine«, sagte ich, »wahrscheinlich würde ich sogar etwas Unordnung vorher machen, wenn es nichts zum Aufräumen gibt. Sie soll ja nicht denken, dass ich Geld zu verschenken hätte oder ein Idiot bin.« Und doch klang ich wie ein Idiot.

Sofort schoben sich ihren Augenbrauen zusammen, und sie lachte. Es klang erleichtert, irgendwie gelöst, hoffte ich zumindest.

Natürlich wäre ich nicht so gemein gegenüber der Putzfrau gewesen und hätte zusätzliche Unordnung gemacht – was ja auch eine Form von Arbeit wäre, die merkwürdigerweise mir so leicht von der Hand ging. Vor allem aber wäre es unnötig. Ich brauchte keine zusätzliche Unordnung, denn sie war immer allgegenwärtig.

Diese Erkenntnis hatte ich meiner Mutter zu verdanken. In diesem Moment erinnerte ich mich wieder daran: Egal, wie sehr ich auch aufräumte und sauber machte, meine Mutter stieß mit Leichtigkeit in ganz andere Dimensionen von Sauberkeit und Ordnung vor. Von ihr hatte ich aber auch gelernt, dass der Mensch mit dem größeren Putzfimmel als Erster aufgab…


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