Als gäbe es keinen Morgen

Sei frei, tanze und umarme die Welt
Mania schrieb mir, ich solle aus mir herausgehen,
tanzen als würde mich keiner sehen,
lieben als sei mein Herz nie gebrochen worden und
leben als gäbe es keinen Morgen.

Ich war verliebt – und ich tat es.

Irgendwann im Nirgendwo ging ich hinaus, beseelt von diesem unbefangenen Gefühl, die Welt umarmen zu können. Ich begann überall und jederzeit zu tanzen und zu singen. Die Welt da draußen war mein Freund und mit ihr wollte ich meine ganze Freude teilen. Farben, Lichter und Gesichter sammelten sich um mich. Klatschten und sprangen fröhlich um mich herum und mit mir und ich tanzte und tanzte als gäbe es kein Morgen.

Zwei kräftige Männer in weiß sprachen mich an. Sie waren wirklich sehr nett und höflich, aber bestimmt. Sie wollten mich unbedingt engagieren. Ich solle regelmäßig in ihrem Haus auftreten. Dort gäbe es viele Menschen, denen ich eine Freude machen könnte. So willigte ich gerne ein, denn mein Glück war so groß, ich konnte es mit allen teilen.

Sie zogen mir ein schickes, weißes Oberteil an – zu meiner Sicherheit. Es schien etwas Neumodisches von einem extravaganten Künstler gewesen zu sein, denn ich kannte es nicht und die von den Armen herabhängenden Schnüre wirkten wie ein überflüssiges Accessoire. Doch zu meiner Überraschung wurden sie genutzt. Das muss schon ein sehr selbstverliebter Designer gewesen sein, denn plötzlich fand ich mich in meinen eigenen Armen wieder!

So fuhren sie mich zu einem etwas abgelegenen Haus, das voll belegt zu sein schien. Es war dort sehr laut. Menschen sangen, schrien oder weinten darin. Und ich bekam ein kuscheliges Einzelzimmer ohne Fenster, aber mit sanften Wänden. Hier – darf ich täglich tanzen.

Besuch mich doch mal, dann können wir gemeinsam tanzen…

photo credit: Lara Cores cc


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