Kundennamensraum by fxhakan

Gaylord Focker oder der andere Kundennamensraum

Namensräume sind Implementieren und manchmal Beratern wohlbekannt und auch vertraut. Sie dienen dazu, Namenskonflikte aufzulösen. Manche Namen jedoch lösen Unbehagen aus und tragen zu unfreiwillig komischen Situationen bei.

Als ich gestern die x-te Wiederholung „Meine Braut, ihr Vater und ich“ auf Sat.1 [1] sah, erinnerte ich mich, wie sehr ich über den Namen des Hauptdarstellers gelacht hatte – er hieß Gaylord Focker. Seine zukünftige Frau hatte Martha als Vornamen.

Beim wiederholten Sehen verfehlte der Name seine witzige Wirkung auf mich. Ich dachte nur, so etwas gibt es nicht im wirklichen Leben! Bis mir eine Episode aus meinem Leben einfiel und ich mich erinnerte, dass so etwas real gar nicht immer so lustig sein muss, besonders nicht, wenn es sich um deinen Kunden handelt!

Denn dann ist man doch irgendwie gehemmt. Man weiß nicht so recht, soll man den Namen des Kunden laut aus- oder ihn gar damit direkt ansprechen? Was bei objektiver Betrachtung natürlich völlig absurd erscheint. So zögerte ich die direkte Aussprache des Namens meines Kunden so lange wie möglich hinaus. Arbeitet man jedoch lang genug mit dem Kunden zusammen, dann vergisst man irgendwann diese „Besonderheit“ in der Bedeutung des Namens und dessen Wirkung auf das Umfeld.

Ich saß im Office als ich einen Anruf von diesem Kunden bekam. Den Kollegen gab ich ein Zeichen, etwas ruhiger zu sein, denn es war immer wieder unterhaltsam und lebendig mit den Kollegen im Büro. Sie wurden etwas leiser. Ich nahm den Hörer ab.

„Hallo Herr Schwanz*“, begrüßte ich ihn recht freundlich.

Und plötzlich herrschte Stille um mich. Gesichter schauten verblüfft und verwirrt zu mir herüber. Hatten sie den Namen korrekt verstanden? Hieß der Kunde wirklich so? Oder wollte ich sie nur veralbern? Als ich immer noch seriös und unbeeindruckt mit dem Kunden telefonierte, blickten sie sich etwas ratlos gegenseitig an.

Das Telefonat ging nicht allzu lange. Als ich auflegte, starrten mich meine Kollegen immer noch an! Ich tat so, als sei nichts gewesen und wendete mich meinem Notebook zu. Damit war ich der einzige, der in diesem Büro arbeitete.

Der Mutigste aus der Gruppe brach die Stille.
„Und!“, sagte er auf seine unschnörkelige Art und Weise. Alle warteten.

„Jaaaaahhh“, sagte ich mit einem ausgedehnten A, der zur Langeweile neigte.
„Er heißt wirklich so“, schloss ich ab.

Sie aber schauten mich noch immer skeptisch an. Wussten nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollten. Bis er wieder einen Brocken diesmal in Satzform einwarf.

„Und, wie heißt er mit Vornamen?“
Das war rhetorisch, denn seine Antwort folgte prompt.
„Haaart-wig oder Errr-hard oder Eee-ber-hart!“

Jetzt fingen die ersten an zu lachen und fassten Mut.

„Und seine Frau heißt Hertha!“
„Genau!“
„Mädchenname Ham-mer!“

Jetzt lachten alle. Natürlich wollten sie sich gegenseitig mit Witzen übertreffen!

„Und sie behält ihren Namen und hat dann einen Doppelnamen!“
„Ja, genau! Und ihre Kinder heißen…“ – Pause.

Alle warteten. Ihm fiel aber nichts mehr ein. Mit einem Mal verlor die gesellige Runde an Dynamik. Das war es. Das passiert, wenn die Vorstellung einer komischen Situation viel witziger als die Tatsächliche ist. Toll, ich bin umzingelt von Kurzzeitpoeten!

*Ich habe natürlich den Kundennamen anonymisiert und vor allem abgeschwächt!

Quellen & Links

[1] SAT.1 online: „Meine Braut, ihr Vater und ich“
URL: http://www.sat1.de/film/meine-braut-ihr-vater-und-ich, Stand 30.03.2013


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