Inzentives und andere Demotivatoren

Als ich mit 13 Jahren meinen C=64er bekam, entdeckte ich eine ganz besondere Welt für mich, die mich dermaßen faszinierte und fesselte, dass ich Jahre damit verbrachte, von morgens bis abends am Homecomputer zu sitzen.

In der Schule konnte ich es kaum erwarten, wieder zu Hause zu sein, um mich so schnell wie möglich wieder an den Rechner zu setzen. Dort saß ich dann bis spät abends vor meinem 13″ Fernseher – damals brauchte man keinen Monitor – bis mich meine Eltern dabei ertappten und ins Bett schickten.

Morgens wachte ich immer mit meinen Eltern auf und wartete dann solange im Bett, bis sie zur Arbeit gingen. Zu jener Zeit standen sie um 5:00 Uhr morgens auf, weil sie um 06:00 Uhr zur Arbeit losfuhren. So hatte ich also noch eine ganze Stunde Zeit bis zur Schule!

Im Gegensatz zu meinen Freunden spielte ich nicht Spiele, sondern analysierte sie in meinem Hexadezimal-Editor. Ich zerpflückte jede einzelne Codingzeile bis ich verstanden hatte, wie die Entwickler bestimmte Dinge umgesetzt hatten.

Das hat mich bis heute geprägt. Im Grunde hat sich an meiner Arbeitsweise nicht viel geändert. Nur habe ich heute einen Job, in dem ich Größenteils das mache, was mir Spaß macht! Mein Arbeitgeber ist sogar bereit, mir dafür ein anständiges und regelmäßig Gehalt zu zahlen:-D

Intrinsische Motivation

Ich bin intrinsisch motiviert. Mich hat der monetäre Anreiz niemals sonderlich interessiert. Für mich sind andere Aspekte wichtig. Die Aufgabe. Der Inhalt. Die Herausforderung. Eine faire Bezahlung, damit ich mich nicht damit beschäftigen muss. Dann Zeit mit Freiraum, um mich auf diese Aufgabe konzentrieren zu können – ich will keine Ablenkung! Ein angenehmes Arbeitsklima. Gute Kollegen und Konkurrenten. In entsprechendem Arbeitsumfeld. Natürlich dürfen die Süßigkeiten nicht fehlen! Und ab und auch mal anerkennende Worte. Eigentlich doch einfach, oder?

Monetäre Belohnung als (De-)Motivator

Viele Unternehmen setzen da wohl auf eine andere Strategie. Sie versuchen, per monetärer Belohnung die Mitarbeiter zu motivieren. Was auf den ersten Blick plausibel erscheint stellt sich auf den Zweiten als schwierig heraus – zumindest aus aktueller wissenschaftlicher Sicht!

Wissenschaftler haben dazu verschiedene Experimente durchgeführt, in denen im Grunde um eine Aufgabenstellungen geht, die Versuchspersonen innerhalb vorgegebener Zeit zu lösen haben. Die Personen wurden in mindestens zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt eine monetäre Belohnung  und die andere keine für die Lösung.

Welche der beiden Gruppen war wohl schneller bzw. erfolgreicher? Hier das Ergebnis:

  • Die Gruppe, die belohnt wurde, arbeitet nicht immer besser, sondern in bestimmten Fällen schlechter als die andere Gruppe
  • Die Gruppe, die nicht bezahlt wurde, arbeitet nicht nur besser, sondern sie hatten mehr Spaß an der Arbeit

Das Ergebnis verblüffte und gab Anlass für weitere, differenzierte Versuchsdesigns. Die Frage lautete, in welchen Fällen sich die Belohnung negativ auf die Performance der Personen auswirkte. Bei Routineaufgaben waren monetäre Anreize erfolgreicher. Bei kreativen Aufgaben hingegen wirkte sich der Anreiz negativ aus. Vermutlich führte der Anreiz zu einer zu starken Fokussierung auf die Aufgabe und damit einer einhergehenden „mentalen Einengung“. Nicht nur das! Man gewöhnt sich schnell an die Belohnung und erwartet eine Steigerung, so wirkt sich die Belohnung zusätzlich negativ aus. Ehe man sich versieht, kehrt eine Belohnung sich ins Gegenteilige und wirkt mit einem Mal demotivierend.

Geist im Einklang mit sich selbst

Die weiter, interessante Frage lautet für mich – wieso haben die unbezahlten Personen mehr Spaß an ihrer Arbeit? Eine mögliche Antwort kommt aus der Sozialpsychologie und wird als Kognitive Dissonanz bezeichnet. Kognitive Dissonanz beschreibt ein Unwohlsein ausgelöst zwischen mehreren Kognitionen. Der Mensch möchte aber dieses Unwohlsein oder den inneren Widerspruch auflösen, um die (Gefühls-)Spannung wieder abzubauen. Also „sagt“ sich die unentlohnte Versuchsperson „ich wurde nicht bezahlt, daher habe ich gearbeitet, weil mir die Arbeit Spaß macht.“

Damit liefern meiner Ansicht nach Gehalts- und Karrieremodelle genug Argumente, um unsere kognitiven Dissonanzen „aufzulösen“. Wir können auf die berühmte Frage „Warum“ in vielen Ausprägungen die Antworten „weil ich dadurch mehr verdiene“, „weil es gut für meine Karriere ist“ etc. geben und damit die innere und die äußere Stimme beschwichtigen.

Animation zu Dan Pinks “Drive”

Zu diesem Thema gibt es von Dan Pink einen tollen Vortrag, der auf eine geniale Weise animiert wurde (ca. 10min.):

RSA Animate – Dan Pink „Drive – Was Sie wirklich motiviert“


2 Antworten zu “Inzentives und andere Demotivatoren”

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